Ein Beispiel
Antonino C. ist Sizilianer, innovativer Jungunternehmer und im Bereich 3D Fotographie tätig. Durch seinen regionalen “National Contact Point-NCPs” hat er erfahren, dass ein EU Projektkonsortium noch Partner für Pilotapplikationen sucht. Antonino ist eine one-man-show, eines der vielen Mikrounternehmen im Bereich der digitalen Wirtschaft. Er kontaktierte den Koordinator des potentiellen Projektes und da sein Profil ins Konzept passte, wurde er Partner, wenn auch nur ein sehr kleiner. Der Projektantrag war erfolgreich, und Antonino konnte 2 Jahre nicht nur Erfahrung in einem internationalen F&E Projekt[1] sammeln, sondern auch zu innovativen Lösungen im bereich 3D beitragen – 100% von Horizon 2020 finanziert. Er lernte andere Forscher und Unternehmen kennen, und auch neue Methoden der Finanzierung, wie Crowd-Funding. Nachdem die 2-jährigen Projektphase erfolgreich abgeschlossen war, versuchte er sich darin und es gelang ihm, innerhalb von 4 Monaten genug Crowd-Finanzierung zur Entwicklung einer 3D App zu lukrieren und ist mittlerweile “gut im Geschäft”.
Italiener und Spanier sind Champions für Fördermittel
Antonino ist kein Einzelfall. Seit dem 5. Rahmenprogramm in den 1990er Jahren sind italienische Partner (ebenso wie spanische) in beinahe jedem Projekt vertreten. Sie, die auf wenig nationale Förderungen hoffen durften, haben sich mit den europäischen Möglichkeiten auseinandergesetzt und sind so wahre Champions für Fördermittel geworden. Und das ist nichts Schlechtes! Denn EU F&E&I Programme haben starke Konkurrenz und nur die besten werden (von unabhängigen, externen Experten) ausgewählt. Allein im immer noch laufenden Horizon 2020 Programm, gab es über 6.000 erfolgreiche italienische Antragsteller, davon wieder waren 1.647 KMUs. Österreich hat zwar eine relativ hohe Erfolgsquote (16.9%, EU Durchschnitt 13.6%), aber unter en erfolgreichen Antragstellern waren nur 464 KMUs.
Österreicher sind zurückhaltend – Warum?
Warum sind österreichische Unternehmen zurückhaltend, was EU Fördermittel betrifft? Die Argumente, denen ich begegnet bin, sind an erster Stelle: der bürokratische Aufwand des Antragstellens: OK, man muss sich darauf einlassen, aber man hat auch Hilfestellung, sei es von nationalen Kontaktpunkten oder spezialisierten Konsulenten. Aber dafür kann man auch mit einer Förderquote von 70 bis 100% nicht rückzahlbarer Finanzierung (im Falle von den gängigsten Forschungs- und Innovationsprojekten) rechnen, inklusive 25% Pauschal-Overheads. Das ist wesentlich höher als nationale Fördermittel, da es sich bei den EU F&I Programmen wie Horizon 2020 um prä-kompetitive Kollaborationsprogramme handelt[2]. Nicht zu vergessen: Alle EU F&E Projektergebnisse bleiben das geistige Eigentum des Konsortiums, selbst bei 100% Förderung!
Das zweite Argument „Ich habe nicht genug Personal, falls der Antrag genehmigt wird“ greift nicht: Da das Projekt meist 100% der Projektkosten übernimmt, kann auch zusätzliches Personal eingestellt werden.
New actors sind gefragt!
Bleibt das dritte Argument: „Das bekommen eh immer nur dieselben“. Das stimmt nur für grosse Forschungsinstitute oder multinationale Firmen, die tatsächlich in vielen Projekten vertreten sind. Aber es wird immer mehr Wert auf eine Breitenstreuung und neue „actors“ gelegt, sodass reelle Chancen bestehen. Aber es gibt Caveats: 1. Ist man ein „Neuling“, sollte man als (kleiner) Partner in ein Konsortium eintreten. Ein Projekt aus dem Nichts auf die Beine zu stellen, ist nicht ratsam, ebensowenig ohne Erfahrung den Koordinator zu stellen. 2. Will man, wie ich oft höre, sein Wissen nicht mit andern teilen, so bleiben immer noch nationale/regionale Programme. In Österreich sind dafür die FFG – Forschungsförderungsgesellschaft www.ffg.at zuständig, in Wien z.B. die Wirtschaftsagentur Wien: https://wirtschaftsagentur.at/ . Da können Unternehmen auch allein Projektanträge stellen, die Förderquote ist jedoch niedriger (meist bis max. 50%). Für Projekte mit einem zweiten Partner im Ausland könnte auch das EUREKA Programm interessant sein (http://www.eurekanetwork.org/).
Große Chance im Dezember
Veranstaltungen wie die ICT 2018 Konferenz „Imagine Digital – Connect Europe“ (https://ec.europa.eu/digital-single-market/en/events/ict-2018-imagine-digital-connect-europe ), die alle 2 Jahre von der Europäischen Kommission organisiert wird und dieses Jahr vom 4. bis 6. Dezember in Wien stattfindet, geben Information aus erster Hand, erlauben effizientes Networking und sind ein ideales Terrain für Projektpartnersuche.
Mehr dazu erfahren Sie beim Steirer, Mika&Comp Nu(e)tzwerk-Event
Am 04.10.2018 um 17:30
in 1010 Wien, in 1010 Wien, Franz-Josefs-Kai 53
- Vortrag von Dr. Margaretha Mazura zum Thema: Auch Sie sind förderwürdig! – Der beste Weg durchs Förderlabyrinth. mit anschliessender Fragen & Antwort Session.
- Alexandra Jakl spricht über den steuerlichen Aspekt von Förderungen.
- Michael Haller Co-Founder von Domonda teilt seine Praxiserfahrungen mit Förderungen.
Anmeldung bis 28.09.2018 unter:
T +43 1 535 50 25
office@smc.biz
Dr. Margaretha Mazura ist Konsulentin für EU Angelegenheiten im Bereich digitale Wirtschaft und Förderprogramme. Seit 2001 ist sie auch externe Expertin für die Kommission zur Beurteilung von Förderanträgen.
[1] F&E steht für Forschung und Entwicklung, manchmal kommt auch noch das “I” für Innovation dazu
[2] Diese unterliegen nicht dem Wettbewerbsgesetzen: um Marktverzerrungen zu vermeiden, sind marktnahe, nationale Fördermittel meist auf max. 50% beschränkt.